Das Gutnische (Gutamål) selbst entwickelte zunächst keine eigenständige Schriftsprache. Amstssprache Gotlands war Dänisch und später Schwedisch.

 

Das jüngere Gutamål ist ab etwa dem 18. Jahrhundert schriftlich dokumentiert. Bereits 1732 publizierte Lars Nilsson Neogard eine Grammatik und ein Wörterverzeichnis mit 2.500 Wörtern in seinem Werk Gautauminning. Die ersten größeren Wörterbücher entstanden ab dem 19. Jahrhundert. Zu nennen sind hier die Wörterbücher der Brüder Carl und Pehr Arvid Säve als auch von Mathias Klintberg. Mit der Entstehung von Wörterbüchern verband sich schließlich auch der Wunsch nach einer gemeinsamen und verbindlichen Schreibweise (Orthographie) des Gutnischen.

Insbesondere ab dem späten 20. Jahrhundert gab es mehrere Ansätze für eine gemeinsame gotländische Orthographie. Zu nennen ist unter anderem die von dem Kulturschaffenden Bert Alvengren entworfene Rechtschreibung, die später noch von anderen übernommen und weiterentwickelt wurde. Kennzeichnend ist hierbei die Anlehnung an altgutnische Prinzipien und die Verwendung gleicher diakritischer Zeichen wie auch im Isländischen, Färöischen und Altnordischen. Buchstaben, die das Altgutnische nicht kannte wie å, ä, und ö wurden nicht übernommen. Dies wirkte sich auch auf die Diphthonge aus. Statt åi wurde zum Beispiel oy geschrieben. Die von Bert Alvengren entwickelte Orthographie fand schließlich 2011 in dem Buch ABC-bok på Gutniska Eingang. Für Leser auffallend ist hier zum Beispiel die Verwendung des nordischen Þ (Thorn). Ein Jahr später stellte auch die Gruppe Malsaudin eine Orthographie vor, die sich zum Teil auf den früheren Arbeiten von Bert Alvengren stützte.

Auch innerhalb des Vereins Gutamålsgillet entstand eine Debatte über eine homogene gutnische Orthographie. Anlass bot unter anderem die Buchprojekt zu Fäi-Jakås fyst brevi. Eine 2004 zusammengesetzte Rechtschreibgruppe der Gutamålsgillet publizierte schließlich im Jahr 2006 Empfehlungen für eine gemeinsame gotländische Schreibweise die sich stärker an der schwedischen Orthographie anlehnte. Vorteil dieser Orthografie ist, dass sich Sprecher des Gutamål, die bisher (z. B. über Schule oder Studium) allein mit der schwedischen Schriftsprache vertraut gewesen sind, sich schneller und leichter ins schriftliche Gutamål hineinfinden können. Die Empfehlungen sind jedoch nicht bindend. Zudem bestehen auch Wahlfreiheiten in der Schreibweise. So ist zum Beispiel die Schreibweise peike als auch päike (für Mädchen) möglich (ebenso leitn und läitn für klein). Insbesondere die Realisierung des e-Lautes (als e oder ä, vgl. æ) bot im Vorfeld Anlass für Diskussionen.

Es bestehen somit (mindestens) zwei Empfehlungen für eine moderne gutnische Orthographie, die jedoch beide keinen bindenden Charakter haben.

Im Sinne einer homogenen gutnischen Orthographie sind die Empfehlungen der Gutamålsgillet zu begrüßen. Es zeigt sich auch, dass diese in den letzten Jahren breite Akzeptanz erfahren haben. Ich selbst schätze in einzelnen Punkten aber auch die Empfehlungen der Malsaudin (Verwendung von sk statt x und stärkere Verwendung von e statt ä).

 

Beispiele

Das lange e → ei / e / é

Das lange e ist in der modernen Aussprache des Gutamål größtenteils zu einem ei diphthongiert. Nach den Empfehlungen der Gutamålsgillet besteht beim Schreiben eine Wahlfreiheit zwischen e und ei. Malsaudin empfiehlt die Schreibweise é.

Das Brett kann somit auf Gutamål brede, breide oder auch bréde geschrieben werden.

Das kurze e/ä

Insbesondere bei der Realisierung des kurzen e weichen die beiden Empfehlungen voneinander ab. Gutamålsgillet empfiehlt die Verwendung des Buchstabens ä, lässt jedoch eine Wahlfreiheit bei Wörtern, die im Schwedischen mit dem Buchstaben e realisiert werden. Ziel ist eine weitgehende Harmonisierung des Schriftbildes mit dem Schwedischen.

Malsaudin lehnt die Einführung des Buchstabens ä dagegen ab (wie auch der Zeichen ö und å) und empfiehlt stattdessen das Zeichen e.

Der Abend kann auf Gutamål somit sowohl kväld als auch kveld geschrieben werden.

Das lange ä → ä / e

Hier empfiehlt die Gutamålsgillet allein die Verwendung des Buchstabes ä. Sie lässt auch keine Wahlfreiheit zu, obschon sie anerkennt, dass die Aussprache im südlichen Gotland eher einem langem e entspricht.  Malsaudin verwendet stattdessen ebenfalls ein e.

Das Wort ist kann auf Gutamål somit als jär oder als jer realisiert werden.

e am Wortende

Das früher am Wortende verwendete a hat sich im Gutamål größtenteils zu einem e abgeschwächt. Eine Ausnahme bildet hier das Fårömål. Beide Empfehlungen verwenden hier im Schriftbild das e. Nach der Gutamålsgillet besteht jedoch eine Wahlfreiheit auch ä zu verwenden.

Entsprechend wird das Wort klein auf Gutamål leite geschrieben.

Das lange y → öi / y

Geschichtlich hat sich das lang gesprochene y im Gutamål zu einem öi-Laut entwickelt. Gutamålsgillet empfiehlt daher die Schreibweise mit öi. Abweichend hiervon können Lehnwörter auch mit ö geschrieben werden. Malsaudin empfiehlt in allen Fällen die Schreibweise y.

Der Ort kann somit auf Gutamål böi oder by geschrieben werden. Ein anderes Beispiel wäre das Wort Sumpf, das in der Schriftsprache als möir oder myr realisiert werden kann.

Lehnwörter wie Brot werden auf Gutamål entsprechend als brö, bröi oder auch als bry realisiert.

Das kurze ö / y

Ein kurzer ö-Laut wird nach den Empfehlungen der Gutamålgillet immer als ö, nach denen der Malsaudin ebenfalls als y realisiert.

Ein Beispiel wäre das Wort Kirche, das auf Gutamål somit körke oder auch kyrke geschrieben werden kann.

åi / oy

Für die Schreibweise des Diphthongs oy empfiehlt Gutamålsgillet die Schreibweise åi. Malsaudin lehnt die Verwendung des Zeichens å ab und empfiehlt die Schreibweise oy.

Das Verb verstecken kann auf Gutamål somit gåime oder goyme geschrieben werden.

Das lange o → ou

In weiten Teilen Gotlands ist das lange o zu ou / åo diphthongiert worden. Eine Ausnahme bildet das südliche Gotland. Die Gutamålsgillet empfiehlt die Schreibweise mit o, Malsaudin mit ó.

Die Sonne wäre auf Gutamål somit sol oder auch sól. Die Schreibweise, die sich mit ou bzw. åo näher an der Aussprache orientieren würde, wurde leider in beiden Empfehlungen nicht realisiert. Die Sönne würde dann entsprechend soul bzw. såol geschrieben.

ks

Die Gutamålsgillet empfiehlt für den ks-Laut das Zeichen x zu verwenden. Malsaudin empfiehlt dagegen die Buchstabenkombination ks.

Ochse kann auf Gutamål somit uxe oder ukse geschrieben werden.

Malsaudin steht auch der Verwendung der Zeichen c, j, q, z und ck ablehnend gegenüber.

kk

In Hinblick auf das lange k besteht Übereinstimmung zwischen beiden Empfehlungen. Beide empfehlen die Schreibweise kk, wobei die Gutamålsgillet eine Wahlfreiheit zulässt, auch das schwedische ck zu verwenden.

Stock wird somit auf Gutamål stukk geschrieben.

ngg / ng

Um deutlich zu machen, dass das g in der Konsonantenverbindung ng hart ausgesprochen wird, empfiehlt Gutamålsgillet die Schreibweise ngg. Malsaudin verwendet die Schreibweise ng.

Das Verb singen wird somit singge oder auch singe geschrieben.